Gelegenheits-FCP-Nutzer und Forums-Newbie hier mit hoffentlich nicht allzu blöden Fragen … 😁🙄
Ich habe jüngst ein Konzertvideo nachbearbeitet, wo neben einigen Schnitten vor allem der Ton verbessert werden musste, denn der war viel zu leise (Spitze bei -20 dB oder so) und vor allem viel zu komprimiert (von leisen Worten bis zu sehr lauter Musik alles im wesentlichen gleich laut, keinerlei Dynamik). Daher habe ich die Lautstärke manuell angepasst, indem ich zu leise Passagen im Pegel um bis zu 12 dB erhöht habe.
Was ich aber übersehen hatte, war, dass in den Importeinstellungen aus irgendeinem Grund Audioprobleme beheben aktiviert war (habe ich normalerweise immer aus). Laut FCP-Hilfe führt das dazu, dass FCP als solche interpretierte „Audioprobleme”„automatisch“ behebt (= Loudness, Rauschen entfernen, Brummen entfernen). Das führte bei meinem Audiomaterial zu der Einstellung Loudness Stärke 40%, Vereinheitlichen 6%. Rauschen und Brummen fand FCP hingegen nicht.
Mir war und ist nur völlig unklar, was zum Teufel Loudness denn eigentlich sein soll. Die im HiFi-Kontext gebräuchliche Bedeutung (Bass- und Höhenanhebung bei geringer Wiedergabelautstärke) ist ja offenkundig nicht gemeint. Hier im Forum gab es vor 8 Jahren mal einen Thread dazu (viewtopic.php?t=72725), der die Funktionalität im Wesentlichen als einen Kompressor interpretierte und ansonsten die wenig hilfreiche Erläuterung in der deutschen FCP-Hilfe den unfähigen Übersetzern anlastete. Die sind nur ausnahmsweise mal nicht schuld, denn das englische Original ist genauso wirr:
Egal, ob Deutsch oder Englisch: In meinem Sprachverständnis ist Lautheit/Loudness das genaue Gegenteil von Kompression/Compression … Vermutlich soll das eine elliptische Formulierung dafür sein, dass durch Kompression von Pegelspitzen die durchschnittliche Gesamtlautstärke angehoben werden kann.Apple hat geschrieben:Change loudness settings: Drag the Amount and Uniformity percentage sliders in the Loudness section. The Amount slider increases or decreases the overall loudness (compression) of the clip, and the Uniformity slider increases or decreases the dynamic range affected.
Das Problem ist nur, dass mein Audiomaterial das exakte Gegenteil war: es war viel zu leise, ja, aber nicht aufgrund von zu hohen Pegelspitzen; es war im Gegenteil bereits viel zu stark komprimiert. Wieso meint FCP, dieses fast zur Unkenntlichkeit komprimierte Audiomaterial um weitere 40% komprimieren zu müssen? Wäre das Ganze als schlichte Pegelanhebung um 40% zu verstehen, ergäbe das ja Sinn – nur dann ist die Beschreibung daneben.
Langer Rede kurzer Sinn: Das ist alles ziemlich vage und konfus, wie leider so oft, wenn Apple versucht, technische Vorgänge „nicht-technisch“ zu beschreiben. Daher wollte ich fragen, ob in den 8 Jahren seit oben verlinktem Thread die Erkenntnisse gereift sind, was genau die Loudness-Funktion denn nun eigentlich tut.
Meine zweite Frage bezieht sich auf den Audio-Headroom von FCP. Da ich nicht bemerkte, dass diese Loudness-Funktion aktiviert war und den Pegel deutlich angehoben hatte, habe ich munter wie ursprünglich vorgesehen laute Passagen um bis zu 12 dB angehoben und mich schon gewundert, dass die Audio-Kurve in der Timeline sich teils gelb und rot färbte, das aber darauf geschoben, FCP sei hier päpstlicher als der Papst. Bei der anschließenden Wiedergabe zeigte aber die Pegelanzeige in der Tat bis zu +5 dB an 😮 – hörbar verzerrt war der Ton jedoch überhaupt nicht (auch nicht im am Ende exportierten Video), obwohl digitale Verzerrungen ja schaurig klingen und sofort ins Ohr fallen. Heißt das, dass FCP schlicht mogelt und bei -6 dB 0 dB anzeigt, um die Nutzer sanft dazu zu „erziehen“, die branchenüblichen 6 dB Headroom zu lassen (was ich im Endprodukt überhaupt gar nicht mag, da es verschenkte Auflösung ist)? Oder arbeitet es intern mit ≥ 24 Bit Audio-Auflösung und rechnet beim Exportieren dann so herunter, dass die lauteste Stelle echte 0 dB @ 16 Bit ist?
Danke im Voraus für alle Profi-Einsichten!